VI. Medizinische Vortragsreihe 2019/2020

1. Vortrag 20. Oktober 2019

"Schnelle Reaktion, Diagnose und Therapie - selbst beim Schlaganfall"

Prof. Dr. Marcel Dihné - Chefarzt Neurologie, St. Likas-Klinik Solingen

In Deutschland sind pro Jahr ca. 270 000 Menschen von einem Schlaganfall betroffen. Doch sind etwa 80% der Fälle nach Forscheransicht vermeidbar. Darum wies Prof. Dihné als Erstes vor großem interessiertem Publikum bei der 1. diesjährigen Veranstaltung auf die Risikofaktoren hin: Nikotin – und Alkoholgenuss, sowie erhöhter Blutdruck. Ursächlich für die Schlaganfälle sind in der Regel Durchblutungsstörungen in unterschiedlichsten Hirnregionen, in ca. 20 % finden sich Einblutungen in der Hirnsubstanz.

Symptome, die man als Hinweis erkennen sollte sind:

- Sprachstörungen
- Schwäche- und Taubheitsgefühle bis zu Lähmungen
- Gangunsicherheiten und Schwindel
- Sehstörungen
- ggf. starke Kopfschmerzen (bei Blutungen), in der Regel aber keine Schmerzen (!)

Der wichtige Hinweis: die Beschwerden treten akut auf, sind (in der Regel) schmerzlos und sind wechselnd in der Intensität („fluktuierend“).

Von höchster Bedeutung ist die Aufmerksamkeit für die Symptomatik und die rasche Reaktion: Ruf der Notfallnummer 112!

Ausführlich stellt Prof. Dihné die Abläufe nach Ankunft eines Patienten in einer „Stroke Unit“ vor, dazu gehören das sofortige strukturierte Handeln und die kontinuierliche Überwachung – die St. Lukasklinik bietet eine zertifizierte überregionale Stroke Unit mit Maximalversorgung der Patienten incl. sogenannter interventioneller Therapie.

Die Behandlung des Schlaganfalls hat sich in den letzten 25 Jahren sensationell verbessert, über die sogenannte Lysetherapie(medikamentöse Verbesserung der Hirndurchblutung) bis zur neuesten unter Sicht der radiologischen Bildgebung gesteuerten minimalinvasiven Entfernung eines Blutgerinnsels in einem Hirngefäß – sog. Thrombektomie. Der Beginn der Behandlung bleibt trotzdem bedeutsam, je rascher desto besser, um dem Absterben von Hirnsubstanz vorzubeugen. Früher war das Zeitfenster einer erfolgversprechenden Therapie 3 Stunden. Durch neueste multimodale Diagnostik (mit spezieller MRT – Technik) können auch bis zu 6 Stunden nach dem Ereignis noch erfolgversprechende Behandlungsergebnisse erzielt werden. Nach neuesten Erkenntnissen (Studie 2015) beträgt bei einer Thrombektomie die sog. NNT (number neaded to treat) 2,8 – d.h. bei der Behandlung von (nur!) 2.8. Patienten kann bei einem das erhoffte Therapieziel erreicht werden – führen eines selbstständigen Lebens.

Zusammenfassend bleibt die Tatsache: time is brain, Zeit ist wichtig für den Erhalt der Hirnsubstanz, also ist und bleibt die schnelle Reaktion nach einem akuten Schlaganfallereignis das A und O für die erfolgreiche Behandlung, die sich in den letzten Jahren bemerkenswert erfreulich verbessert hat, nicht zuletzt auch durch deutlich optimierte Diagnostik. Niemand unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zeigte während des annähernd einstündigen lebhaften und sympathischen Vortrages von Prof. Dihné Ermüdungserscheinungen, im Gegenteil, es schloss sich eine angeregte Diskussionsrunde an. Alle nahmen mit auf den Weg: sofortiges Handeln und Ruf der Notfallnummer 112 bei Schlaganfallverdacht!

Die Moderatorin Dr. Renate Tewaag bedankte sich herzlich beim Referenten und lud zum 2. Vortrag nach den Weihnachtsferien im Clubrestaurant am 15. Januar 2020 ein: „Wenn´s im Ohr klingelt und pfeift – der Tinnitus – was tun?“ – Dr. Anne Donner-Hilliger und Dr. Frank Hilliger. Der Abend endete mit guten Wünschen für den Jahreswechsel und einen gesunden Start für 2020!