2. Vortrag der 6. Medizinischen Vortragsreihe
TINNITUS – wenn es im Ohr klingelt und pfeift – was tun?
Am 5. Januar fand sich nach der Weihnachtspause eine große Gruppe Interessierter im Clubrestaurant ein, um von Herrn Dr. Frank Hilliger, HNO am Grünewald, Solingen, mehr über diese mehr als belästigende Störung im Ohr zu erfahren.
Der Tinnitus (lat. Tinnire = klingeln) ist eine Geräuschwahrnehmung wie Pfeifen, Dröhnen, Brummen oder Rauschen, ohne dass eine Schallquelle erkannt werden kann. In Deutschland erlebt jede 4. Person einmal im Leben einen Tinnitus, 13% sind dauerhaft betroffen.
Der Tinnitus ist keine Erfindung der Neuzeit; er wurde bereits 2700 v. Chr. erwähnt und galt bei den Ägyptern als Krankheit! Hippokrates (ca. 400 v. Chr.) beschreibt den Tinnitus als Vorboten des Todes und Martin Luther (1493-1541) hielt ihn gar für eine Botschaft des Satans. Zu den betroffenen bekannten Persönlichkeiten gehörten u.a. Beethoven und der spanische Maler Goya.
Man unterscheidet zwischen objektivem und subjektivem Tinnitus (1:99%!). Beim objektiven Tinnitus lassen sich tatsächliche klinische Veränderungen diagnostizieren, wie Gefäßmissbildungen oder Durchblutungsstörungen, Funktionsstörungen oder Tumore im Mittelohr. Der subjektive Tinnitus beruht auf einer abnormen Aktivität von Nervenzellen im Gehirn. Auslöser sind u. a. Stress, Lärm- und Knalltrauma, Hörsturz, Schwindelerkrankungen im Innenohr, Autoimmunerkrankungen, Infektionen oder Akustikusneurinom, aber auch Herz – Kreislauferkrankungen, Funktionsstörungen in HWS(Halswirbelsäule) oder Kiefergelenk.
Zur Diagnostik gehören die sorgfältige Anamnese, Hörtest und Funktionsanalysen im Innenohr und Hirnstamm, in Abhängigkeit davon ggf. ergänzende Bildgebungsverfahren sowie neurologische oder orthopädische Untersuchungen.
Es werden verschiedene Formen des Tinnitus unterschieden: akut – bis zu 6 Wochen, subakut – bis zu 3 Monaten, chronisch – länger als 3 Monate.
Bei der Behandlung des akuten Tinnitus stehen Ursachenbeseitigung sowie Gesprächs- und Cortisontherapie im Vordergrund. Beim chronischen Tinnitus gibt es die dekompensierte oder kompensierte Form, unter der bis 95% der Betroffenen leiden und bei denen eine Akzeptanz der Geräuschstörung besteht. Die Behandlung besteht vorwiegend in Stressbewältigung und Entspannungsverfahren; unterstützende alternative Behandlungen oder akustische Stimulationen sollen ebenso wie soziale Aktivitäten zur Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen beitragen. Auch die möglichen psychologischen Folgen der chronischen Erkrankungen, das unsichtbare Leiden, wie Schlaf - und Konzentrationsstörungen und depressive Syndrome bedürfen der Betreuung. Neben der fachärztlichen Behandlung gibt es weitere Beratung z. B. im Tinnituszentrum Düsseldorf/Krefeld oder bei der Selbsthilfegruppe der Tinnitusliga in Wuppertal, Am Lohsiepen 18, Tel. 0202/24652—0.
Dr. Frank Hilliger konnte uns das komplexe Krankheitsbild verständlich darstellen und die Schwierigkeiten in Diagnostik und Behandlung nachvollziehbar erläutern. So schloss sich plausibel eine ausgedehnte und interessierte Fragerunde an.
Bei der nächsten medizinischen Vortragsrunde am 12. Februar 2020 freuen wir uns, Herrn Dr. Thomas Kreibich, den Chefarzt der Endo – Klinik in Wuppertal, begrüßen zu dürfen. Die Informationen zu neuen mikroinvasiven Operationstechniken dürften für uns alle spannend sein!
Dr. Renate Tewaag